Im Kursaal leuchtete weit mehr als ein Licht
Die Auszeichnung „Shine a light“ ging am vergangenen Samstag an Rita Pütz für ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit.
Bad Honnef – 1. April: Die ansteckende Heiterkeit von ’n Joy zusammen mit der wilden Gefühls-Achterbahnfahrt, die die Berliner Soul-Sängerin Jocelyn B. Smith ihrer Stimmgewalt entlockt – das war Gänsehaut pur. Mit diesem grandiosen Doppelkonzert hatte der Kulturring voll ins Schwarze getroffen. Frisch aus der Halbzeitpause zurückgekehrt, schwärmten die Sängerinnen und Sänger des Honnefer Gospelchores zu Martha Munizzis „Glorious“ tanzend in den rappelvollen Kursaal aus, jubelten ausgelassen durch die Reihen.
Die Gäste erhoben sich scharenweise von den Sitzen und groovten mit. Dann, es wurde stockdunkel im Saal, Gänsehaut hoch zwei dank Surround-Sound – im wahrsten Sinne des Wortes: Einen großen Silhouetten-Kreis außen um die Zuschauerreihen herum bildend, hallten die ’n-Joy-Stimmen mit ergreifenden A-cappella-Harmonien zu Coldplays „Viva la vida“ aus allen Ecken des Raums. Und genau in der Kreismitte: Chorleiter Johannes Weiß, der mit seinen kreativen Arrangements, ausgefallenen Medleys und akrobatischen Dirigenten-Kunststücken einmal mehr jeden Funken Talent aus seinen Chormitgliedern herauskitzelte.
Große Gefühle
Lautstarker Beifall brandete durch den Saal, als sich Smith erneut ihren Weg auf die Bühne bahnte, sich ans Piano setzte und ihr zweites Set mit einer Anekdote einleitete. „Wir Künstler stehen nicht bloß hier oben und machen Musik“, raunte sie in charmantem Englisch-Deutsch-Potpourri ins Mikrofon, „nein, wir stehen hüllenlos auf der Bühne und lassen euch daran teilhaben, was uns bewegt und berührt.“ Mal zart, mal roh, immer überwältigend – große Gefühle, ja, die beherrschte Jocelyn B. Smith wahrlich wie keine andere. Ein phänomenaler Auftritt einer Koryphäe.
Vergangenen Dezember, kurz nach dem Attentat in ihrem Heimatort Berlin, sei sie gebeten worden, in einem Gottesdienst aufzutreten, erinnerte sich Smith. Und dasselbe Lied aus eigener Feder, mit dem sie damals in Zeiten der Trauer Hoffnung gespendet hatte, sollte auch ihr Honnefer Publikum inspirieren: „What do we fight for?“, schmachtete sie ins Mikrofon. „What do we live for?“ Das Publikum hielt den Atem an. „What do we die for? What do we love for?“ Als wäre es die einfachste Sache der Welt, zog Smith den gesamten Saal umgehend in ihren Bann – der emotionale Höhepunkt des Abends.
Im Namen der Menschlichkeit
Manchmal, fuhr sie fort, sei es wichtig, die Menschen an ihre eigene Menschlichkeit zu erinnern. Genau das habe sie sich mit ihrer „Shine a light“-Initiative zum Ziel gesetzt: „Ich habe mich auf die Suche begeben nach ganz normalen Personen, die ihr Licht für andere leuchten lassen.“ Es sei großartig, wenn jemand echte VIP-Dinge tue, „ohne allen sein VIP-Etikett unter die Nase zu reiben“. Für einen besonders verdienten Honnefer „VIP“ hatte sie eine Botschafterkerze mitgebracht, „um das Licht weiter leuchten zu lassen“.
Wie keine Zweite, so Smith, habe sich Rita Pütz durch ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe verdient gemacht und dabei die Werte „Vielfalt, Toleranz und Respekt“ hochgehalten – „sie ist ein großartiger Mensch und ich habe schon so viel über sie gehört“. Der Beifall wollte kaum abklingen. Warum sie sich zum ehrenamtlichen Engagement entschlossen habe? „Weil Gott mir das aufs Herz gelegt hat“, so die engagierte Adventistin sichtlich überwältigt. Und: „Sonst hätte ich meine beiden wertvollsten syrischen Freunde nie kennengelernt.“ Und während Smith sodann ihren gleichnamigen Song „Shine a light“ anstimmte, reihte sich Rita Pütz mit leuchtender Kerze in den Chor ein, während das Publikum seinerseits mit gezückten Handys den Saal erhellte.
Neal Graham, 03.04.2017 (Generalanzeiger Bonn)
Hier leuchtet weit mehr als ein Licht April 4th, 2017Denise